Im Foyer des Münchner Residenztheaters (Foto: M. Miersch)

Wie ich zum Klimaleugner wurde

Von Michael Miersch

Beim Thema Klimawandel ist ein Wettbewerb der Argumente kaum mehr möglich. Wer es dennoch versucht, wird als „Klimaleugner“ sozial ausgegrenzt. Ein Etikett, das man schnell verpasst bekommt und nicht mehr los wird

Zunächst ein Geständnis: Das Klima interessiert mich nicht sonderlich. Gespräche über Wetterphänomene langweilen mich. Welcher Wissenschaftler mit seinen Prognosen langfristig recht behält, weiß ich nicht. Vielleicht wird es ja der große Warner und Mahner Professor Hans Joachim Schellnhuber sein – das glaubt zumindest der Papst.

Die meiste Zeit meines Berufslebens war ich Journalist. Wie viele meiner Kollegen hatte ich Lieblingsthemen. Das Klima gehörte nie dazu. Wenn ich alles zusammenzähle, was ich zu diesem Thema je geschrieben habe, komme ich auf nicht einmal ein Prozent meiner Texte. Dennoch haben mich schon oft fremde Leute mit dem Satz begrüßt: „Aaaah, Sie sind also der Klima-Journalist.“

Wie kommt das? Wie kann man sich mit einem Dutzend Texte einen Ruf erwerben, der viele Hundert andere Artikel, Bücher und Filme in den Schatten stellt. Das liegt vermutlich am großen deutschen Konsens in dieser Frage. Die Anhänger der Apokalypse bilden in Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit die große Mehrheit. Besonders Journalisten sind sich fast geschlossen einig in ihrer Meinung zum Klima. Wer da nicht mitmacht, fällt auf.

Ja, ich bin skeptisch. Beispielsweise wenn Experten behaupten, sie wüssten genau wie das Klima in 100 oder mehr Jahren sein wird. Den Glauben, man könne durch „Klimaschutz“ quasi wie mit einem Thermostat eine stabile Welttemperatur einstellen, halte ich für Hybris. Auch stört es mich, wenn Kollegen über Kohlendioxid (CO2) berichten, als sei es ein Giftgas, das die Umwelt verschmutzt. Dabei ist es der Quell allen Lebens. Ohne COkeine Pflanzen, und ohne Pflanzen keine Tiere und Menschen. Ja, ich habe ein paar Mal Wissenschaftler zitiert, die zu anderen Ergebnissen kommen als die drei bis vier Klimaforscher, die in Deutschland unentwegt befragt werden. Bin ich deswegen ein „Klimaleugner“? Offenbar ja, ich habe es sogar amtlich. Aber dazu später.

Politik sei ein Kampf um Worte, hat ein kluger Mensch einmal gesagt. Der Kampfbegriff „Klimaleugner“ ist das perfekte Beispiel dafür. Es suggeriert, dass der so Bezeichnete, die Erderwärmung bestreitet. Damit wird er in die Ecke des Irrationalen gestellt, zu den Esoterikern und Sektierern. Genau betrachtet ist der Begriff absurd: Man kann das Klima nicht leugnen. Und wer würde denn bitte behaupten, das Klima wandele sich nicht? Es wandelte sich schon immer – in der Vergangenheit zuweilen krasser und schneller als in der Gegenwart. „Klimaleugner“ weckt Assoziationen zu „Holocaustleugner“, womit wir gedanklich ganz rasch bei den widerlichsten Fanatikern wären.

Die Etablierung des Wortes „Klimaleugner“ ist einer der größten politischen Erfolge derer, die eindringlich vor einer Erwärmung warnen. Sie münzen es auf jeden, der auch nur in einem Teilaspekt von ihrer Meinung abweicht. Und das Feld der angeblichen „Klimaleugner“ wird immer weiter ausgedehnt. Inzwischen werden auch Menschen als „Klimaleugner“ bezeichnet, die lediglich Kritik an der deutschen Energiewende und ihren sozialen und ökologischen Folgen üben. Hat man dieses Etikett einmal verliehen bekommen, klebt es so fest auf der Stirn wie ein Kaugummi an der Schuhsohle. Ab da gehört man zur gleichen sozialen Gattung wie Trump-Anhänger. „Klimaleugner“ ist die heutige Entsprechung des „Gottesleugners“ im Mittelalter.

Doch dieser Kampfbegriff allein war es nicht, der eine freie Diskussion über den Umgang mit dem Klimawandel beendete. Der Todesstoß kam von der AfD. Als die AfD anfing, Angela Merkels Klimapolitik zu kritisieren, stand jede noch so sauber begründete Kritik unter AfD-Verdacht – Ende der Debatte. Angefangen hatte die politische Polarisierung dieser ja eigentlich naturwissenschaftlich-technischen Frage in Amerika. Dort saugten die traditionellen politischen Lager das Thema auf. So gehört es seit einigen Jahren zur Parteiräson der Demokraten, an die Prognosen der Klima-Warner zu glauben. Während man ihnen als ordentlicher Republikaner mit einer Extraportion Skepsis begegnet. Das gleiche Links-Rechts-Muster hat sich mittlerweile in Deutschland etabliert.

Was ist da eigentlich passiert? Den Klima-Warnern gelang es, die Öffentlichkeit zu überzeugen, dass jeder, der nicht konform mit ihnen geht, von der Kohle- und Ölindustrie gekauft sei. Dabei spielt es keine Rolle, dass dieser Vorwurf zwei Dinge außer acht lässt. Die gleichen Konzerne, die fossile Kraftwerke betreiben, investieren kräftig in Wind- und Solarenergie. Auch dies ist längst ein Milliardengeschäft. Es gibt auf beiden Seiten bezahlte Interessenvertreter – und Menschen, die aus eigener Überzeugung argumentieren. Dennoch glauben viele, dass kapitalistische Interessen nur im Kohle- und Öl-Lager existieren. Die Wind- und Solarindustrie sei dagegen allein der Klimarettung verpflichtet.

Betrachtet man den deutschen Weg zur Klimarettung, die Energiewende, kann man darin schwerlich linke Politikansätze erkennen. Erwünschte Technologien werden durch massive Umverteilung von unten nach oben gefördert und am Leben erhalten. Wer zur Miete wohnt, muss die Solardächer der Hausbesitzer mitfinanzieren, sowie die Profite der Grundbesitzer, auf deren Flächen die Windkraftanlagen stehen. Sozial ist das nicht.

Auch ich musste mir immer wieder anhören, von der Kohle- oder Öl-Mafia bezahlt zu sein. Dass dieser Vorwurf so reflexhaft erhoben wird, zeigt wie unerschütterlich der Konsens ist. Wer zweifelt, kann nur ferngesteuert und korrupt sein. Eine andere Erklärung gibt es dafür nicht. Doch leider blieben die Schecks bisher aus.

Wenn nicht Geld mich zum „Klimaleugner“ werden lies, was dann? Einer der Gründe könnte sein, dass ich mit wachsender Berufserfahrung ein gewisses Misstrauen gegen meine eigene Branche, die Medien, entwickelte. Mitte der 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts begann ich als Volontär bei der „taz“ und bemerkte bald, dass es in Deutschland immer fünf vor zwölf ist. Stets stand ein Untergang bevor. Durch die unaufhaltsame Bevölkerungsexplosion würden Milliarden Menschen verhungern, hieß es. Da sämtliche Bodenschätze schon bald verbraucht sein werden, stünde die schlimmste Krise aller Zeiten bevor. Die NATO-Nachrüstung werde zu einem dritten Weltkrieg führen, der darauf folgende „Nukleare Winter“ alles Leben vernichten. Mehrere Freunde von mir zogen damals nach Australien, wo sie zu überleben hofften. Der „Atomstaat“ würde in eine faschistische Diktatur führen, falls wir nicht vorher alle an Strahlenkrebs sterben. Durch das Waldsterben würde ganz Mitteleuropa zur baumlosen Steppe. Diese und andere Untergangsprognosen wurden von einer großen Mehrheit als absolute Wahrheiten angenommen. Die Publikumsmedien verbreiteten sie mit Inbrunst. Zweifler wurden sozial isoliert und zogen sich nach und nach resigniert zurück. Auf den Weltuntergang lässt man in Deutschland nichts kommen.

Als dann Mitte der 80er-Jahre das Thema Klimaerwärmung aufkam und der „Spiegel“ mit dem Kölner Dom unter Wasser titelte, war die Ähnlichkeit zu vorherigen Untergangsszenarien nicht zu übersehen.

Es gab jedoch einen wichtigen Unterschied. Die alten Weltuntergänge waren fester terminiert. Das Ende des deutschen Waldes beispielsweise sollte laut „Spiegel“, und „Stern“ in fünf bis zehn Jahren eintreten. Als jedoch ein Vierteljahrhundert später in Deutschland mehr Wald wuchs als zuvor, wurde es still um dieses Thema. Ähnlich erging es dem „Ende aller Ressourcen“, dem „Dritten Weltkrieg durch Nachrüstung“ und den anderen globalen Katastrophen. Als sie Jahrzehnte später immer noch nicht eingetreten waren, wechselten ihre Verkünder das Thema.

Klimapropheten legten sich nur selten so fest wie Al Gore, nach dessen Vorhersage das Eis des Nordpols mittlerweile komplett verschwunden sein müsste. Nach manchen Prognosen aus den 80er-Jahren sollten auch alle Inseln im Indischen Ozean und der Südsee längst versunken sein (stattdessen hat sich die Fläche der meisten Inseln durch Ablagerungen vergrößert). Klügere Warner ließen das Eintreffen ihrer Vorhersagen mehr im Vagen. Sie legten sich auf kein Datum fest oder nannten einen Termin, der so weit in der Zukunft liegt, dass sie und alle anderen bereits tot sein werden. Daher kann es in Sachen Klima nun schon über drei Jahrzehnte lang immer fünf vor zwölf sein. Es verfestigte sich das ungute Gefühl einer planetaren Bedrohung. Die Generation, der heute 25- bis 45-Jährigen, die in den 80er- und 90er-Jahren deutschen Zukunftspessimismus eingetrichtert bekam, rebellierte nicht dagegen, sondern hat das Weltbild ihrer Eltern und Lehrer folgsam übernommen und gibt es an ihre Kinder weiter. So viel Generationenharmonie war selten.

Doch zurück zu mir und meinen Niedergang zum „Klimaleugner’“. Durch den hysterischen Sound skeptisch geworden interviewte ich ein paar Wissenschaftler, die zu anderer Ergebnissen kamen als die beiden Hauptquellen fast aller Berichte in deutschen Medien, das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), gern auch Weltklimarat genannt, und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Dass der Kreis der immer wieder zitierten Experten so klein ist, erinnerte mich an die Zeit des Waldsterbens. Damals dominierten zwei Wissenschaftler die Medienberichte: Ein Göttinger Bodenkundler und ein Münchner Forstbotaniker. Heute richten sich die Mikrofone vorzugsweise auf die Chefs des Potsdam-Instituts und den Kieler Meteorologen Mojib Latif.

Unter den nicht-konformen Wissenschaftlern, denen ich im Laufe der Jahre begegnete, waren der amerikanische Physiker Freeman Dyson (der noch Albert Einstein persönlich gekannt hatte), der deutsche Meteorologe Hans von Storch, der dänische Physiker Henrik Swensmark, der österreichische Gletscherforscher Gernot Patzelt, der deutsche Ökologe Josef H. Reichholf, der dänische Statistiker Bjørn Lomborg, der deutschen Chemiker Fritz Vahrenholt und einige andere, die sich mit Teilgebieten der Klimaforschung, wie zum Beispiel der Entwicklung des Bergwaldes in den Alpen oder dem Anstieg des Meeresspiegels befassten. Allesamt waren es unaufgeregte Doktoren und Professoren, die mir keine Verschwörungstheorien auftischten, sondern das taten, was Naturwissenschaftler tun sollten: Theorien prüfen, Naturphänomene messen und nachrechen. Einige waren sogar selbst an den Berichten des Weltklimarates beteiligt. Und alle gehörten sie definitiv zu den viel zitierten 97 Prozent der Wissenschaftler, die sich einig sind, dass der Klimawandel existiert.

Übrigens habe ich dabei niemals einen Menschen getroffen, der behauptete, das Klima wandele sich nicht und der Mensch spiele dabei keine Rolle. Dass 7,6 Milliarden Menschen mit über 20 Milliarden Nutztieren, Heizungen, Kraftwerken, Fabriken und Autos keinen Einfluss auf das Weltklima haben, ist ja auch extrem unwahrscheinlich. Deshalb ist es interessant, einmal nachzufragen worin sich die berühmten 97 Prozent eigentlich einig sind. Der ganz große wissenschaftliche Konsens herrscht darüber, dass es global wärmer geworden ist (etwa ein Grad Celsius in den vergangenen 150 Jahren), dass die Menschheit den Anteil des Kohlendioxids (CO2) in der Luft deutlich erhöht hat und dass dieses CO2 zur Erwärmung beiträgt. Umgekehrt bedeutet dies jedoch auch, dass diese 97 Prozent nicht – wie es häufig dargestellt wird – in Gänze die Interpretationen des Weltklimarates und des Potsdam-Institutes teilen.

Die Abweichler mit denen ich sprach, warfen drei aus meiner Sicht berechtigte Fragen auf: Wie gut sind Computermodelle, die eine katastrophale Erderwärmung voraussagen? Wie stark wirken anderen Faktoren neben dem CO2 auf das Klima? Und: Wäre ein wärmeres Klima ausschließlich schlecht für Mensch und Natur, oder hätte es auch Vorteile?

Obwohl es also in der Debatte um die Interpretation von Messungen und Gewichtungen von Prognosen geht und nicht die bisherige Erwärmung in Zweifel gezogen wird, setzte sich der Begriff „Klimaleugner“ auch für diese Wissenschaftler durch. Die Prognosen des Weltklimarates und des Potsdam-Institutes wurden zu unumstößlichen Dogmen. Das machte mich noch skeptischer. Denn wenn die Vertreter einer absolut dominierenden Sichtweise immer und immer wieder auf ein Häuflein vermeintlicher Häretiker eindreschen und eine Debatte autoritär für beendet erklären, dann ist meistens etwas faul.

Auch fiel mir unangenehm auf, dass bei fast allen mahnenden Artikeln und Sendungen wichtige Fakten weggelassen wurden. So las ich oft, „Der Meeresspiegel steigt“, „Die Gletscher schmelzen“, „Die Eisbären sind bedroht“. Das ist alles richtig, erscheint jedoch in einem anderen Licht, wenn man genauer hinsieht. Der durchschnittliche globale Meeresspiegelanstieg liegt bei zwei bis drei Millimeter pro Jahr, was erdgeschichtlich ziemlich moderat ist. In der berühmten Titelgeschichte von 1986 (Kölner Dom unter Wasser) warnte „Der Spiegel“ vor einem Anstieg der Nordsee um 70 Meter.

Die schmelzenden Alpengletscher legen nicht nur Baumreste frei, sondern auch Gegenstände, die von Menschen hergestellt wurden. Was beweist, dass es in prähistorischen und historischen Zeiten dort schon einmal wärmer gewesen sein muss. Die Eisbären mögen durch die Erwärmung der Polargebiete bedroht sein. Doch gegenwärtig gibt es so viele wie lange nicht mehr. Die Bestandsgröße liegt laut IUCN (Weltnaturschutzunion) über 20.000, was wesentlich mehr ist als noch Mitte des 20. Jahrhunderts. In mehreren Ländern dürfen Eisbären ganz legal gejagt werden. Auch die immer wieder behauptete Häufung von Unwettern ist mit Vorsicht zu genießen. Die Statistik der Hurrikans und anderer tropischen Wirbelstürmen ergibt bisher keinen klaren Trend. Die Zunahme, von der oftmals die Rede ist, liegt ebenfalls im Reich der Prognosen. Sicher ist: Es sterben immer weniger Menschen durch solche Wetterkatastrophen.

Ein typisches Beispiel für Desinformation durch Weglassen erlebte ich im September 2012. Das amerikanische National Snow and Ice Data Center (NSIDC) gab bekannt, dass sich rund um den Südpol so viel Eis gebildet hatte wie noch nie seit Beginn der Messungen. Gleichzeitig vermeldete das Institut eine Rekord-Eisschmelze am Nordpol. Doch bis auf wenige Ausnahmen, berichteten die deutschen Medien nur vom nördlichen Eisschwund und ließen die südliche Eisausdehnung weg.

Neben dem Weglassen gibt es ein zweites recht wirksames Instrument der manipulativen Klimakommunikation: die Vermischung von messbaren Fakten und Prognosen. Achten Sie einmal auf den Gebrauch des Konjunktivs und des Futurs. Viele Artikel und TV-Sendungen zum Klimawandel berichten zu Anfang über ein reales Unwetter oder eine reale Messung, zum Beispiel das Schrumpfen eines Gletschers. Dann folgen Prognosen, ohne dass der Übergang vom Reich der Tatsachen ins Reich der Spekulation kenntlich gemacht wird. Für den flüchtigen Leser oder Zuschauer wird alles eins. Vorhersagen sind jedoch keine Fakten. Darauf müsste ein Journalist eigentlich hinweisen. Was aber selten geschieht.

Alle, die jetzt glauben, da sei die „Lügenpresse“ am Werk, muss ich enttäuschen: Zensiert wurde meine abweichenden Sichtweisen nur einmal, 2011 vom Bayerischen Rundfunk auf Betreiben des BUND-Vorsitzenden Hubert Weiger, der damals im Rundfunkrat saß. Ansonsten konnte ich die vorherrschende Meinung anzweifeln so viel ich wollte und fand immer auch eine Zeitung, die es druckte. Allerdings änderte dies an der vorherrschenden Meinung nichts. Durch meine unfreiwillige Rolle als “Klimaleugner“ habe ich jedoch viel über die Macht des Zeitgeistes und die sogenannte „öffentlichen Meinung“ gelernt. Der Glaube an die kommende Klimakatastrophe gleicht mehr und mehr einer Religion. Ein Merkmal von Religionen ist, dass die Gläubigen ihren Glauben zumeist nur im Gottesdienst und an Feiertagen zelebrieren. Im Alltag gelten andere Regeln. So ist es auch mit den großen Klimakonferenzen. Während sie stattfinden dreht sich in der Medienwelt alles um den bevorstehenden Weltuntergang. Bald darauf hört man nichts mehr davon, weil das Ladenschlussgesetz oder ein Fußballspiel plötzlich wichtiger sind. Der Weltuntergang macht Pause bis zur nächsten Konferenz und auch die Denunziationen der Gesinnungspolizisten gegen „Klimaleugner“ flauen ab.

So ganz ungeschoren kommt man als „Klimaleugner“ jedoch nicht davon. Eines Tages ereilte mit der Zorn des Umweltbundesamtes (UBA). In einer Broschüre dieser Behörde, die damals vom jetzigen Staatssekretär Jochen Flasbarth geleitet wurde, stellte man mich und andere Journalisten und Wissenschaftler in eine Ecke mit amerikanischen Öl- und Kohlelobbyisten. Das empfand ich als böswillige Beleidigung, klagte dagegen – und verlor. Die juristische Niederlage kostete über 17.000 Euro, was für mich nicht leicht aufzubringen war, hätten nicht ein Freund und der Bayerische Journalistenverband einen Teil der Summe übernommen. Hauptautor der UBA-Broschüre war übrigens der Fachbereichsleiter Harry Lehmann, der dem „Verein der Freunde und Förderer des Potsdam-Instituts“ angehört. Laut Satzung soll dieser Verein das Potsdam-Institut „vor allem durch Beschaffung von Mitteln“ unterstützen.

Seither bin ich quasi amtlich ein Bösewicht. Das ärgert mich, doch habe ich keine Lust, deshalb zum Michael Kohlhaas zu werden. Lieber betrachte ich die weitere Entwicklung vom Balkon aus, nach dem Vorbild von Statler und Waldorf, den Weisen aus der Muppet Show. Ob die große Klimakatastrophe kommt oder nicht, oder vielleicht nicht so schlimm wie allgemein befürchtet ausfällt, wird sich in einer Zukunft erweisen, die ich nicht mehr erlebe. Bis dahin gilt der Satz, der – auch dies weiß man nicht genau – entweder von Niels Bohr, Mark Twain oder Karl Valentin stammt: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“

Zuerst erschien dieser Text auf salonkolumnisten.com und wurde vom „Nordkurier“ übernommen.