ALDI-Aktivismus

Von Michael Miersch

Kapitalismus bedeutet Opportunismus als Wirtschafsprinzip. Kein anderes Wirtschaftssystem der Geschichte funktionierte so gut und befreite so viele Menschen aus der Armut. Wie ein Chamäleon wechselt der Kapitalismus die Farbe, um sich jeder politischen Wende geschmeidig anzupassen. Jeden Zeitgeist weiß er zu vermarkten und für jede kulturelle Strömung die passenden Produkte zu liefern. ALDI ist schon eine ganze Weile auf den Anti-Gentechnik-Zug aufgesprungen und verspricht jetzt seinen Kundinnen und Kunden, bis 2030 keine Lebensmittel mehr anzubieten, die von Tieren stammen, die gentechnisch optimiertes Futter bekamen. Bei den meisten nicht-tierischen Produkten wurde Gentechnik ohnehin schon aussortiert. „Bei ALDI Nord stehen die Bedürfnisse der Kunden stets im Mittelpunkt. Und wir nehmen ihre Bedenken gegenüber Gentechnik ernst,“ erklärt der Handelskonzern. Sieg auf der ganzen Linie für die Angstmacher. Dass so gut wie alle Fachwissenschaftler die Furcht für völlig unbegründet halten, interessiert in diesem Fall nicht. In Deutschland ist es normal, sich mit gentechnisch erzeugten Impfstoffen zu schützen, gentechnisch erzeugte Medikamente einzunehmen, z.B. Insulin bei Diabetes (150 Gentechnik-Arzneien sind auf dem Markt). Doch eine Bratwurst von einem Schwein, das gentechnisch optimierte Soja fraß, ist für viele der blanke Horror. ALDI rette uns!