Sind Sie für Schokolade und gegen Krieg?

Von Michael Miersch

Umfragen, bei denen es nur ums gut Meinen geht, sind nicht sehr aussagekräftig. Ein mittlerweile fast schon klassisches Beispiel ist die große Sympathie der Deutschen für den Biolandbau. Bei einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums (2018) erklärten 78 Prozent, sie würden Bio-Lebensmittel kaufen und 25 Prozent, sie würden dies sogar häufig tun. Gleichzeitig machten 2018 Bioprodukte 5,5 Prozent des gesamten Lebensmittelumsatzes in Deutschland aus. 2005 schaute ich mir einmal verschiedene damals aktuelle Umfragen seriöser Institute zum Thema Atomkraft an. Von 70 Prozent Ablehnung bis 71 Prozent Zustimmung war alles dabei.

An solchen echten oder scheinbaren Widersprüchen sind nicht die Demoskopen schuld, sondern Journalisten, die die Ergebnisse nicht richtig interpretieren und einordnen. Ob jemand etwas behauptet oder etwas tut ist ein großer Unterschied, auf den man hinweisen sollte. Auch die Formulierung der Frage hat starken Einfluss auf die Antworten (z.B. ob in der Frage Risiken oder Vorteile einer Entscheidung hervorgehoben werden).

Um so erstaunlicher sind die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der Europäischen Investitionsbank. Demnach sind nur 15 Prozent der Deutschen bereit, für die Rettung des Klimas Verzicht zu leisten. Verblüffend: Sie hätten es ja einfach behaupten können. Umfragen verpflichten zu nichts.