Ausschnitt aus dem Titelblatt der Broschüre "Ist die Linke noch links?"

Hamas und Sichel

Von Michael Miersch

Erstaunt reiben sich viele die Augen beim Anblick von Demonstranten, die sich selbst als links bezeichnen und Seite an Seite mit Islamisten marschieren. Doch was sich momentan in Berlin, München und anderswo auf den Straßen zeigt, ist alles andere als neu. Eine fast 20 Jahre alte Broschüre über linke Irrwege beschrieb es bereits

Wer jetzt überrascht ist, muss mehrere Jahrzehnte geschlafen haben. Gemeinsame Manifestationen von „Linken“ mit fanatischen Muslimen für Hamas und andere Mordbanden haben Tradition.

In Deutschland lebende Autorinnen aus der arabischen Welt und der Türkei sagten lange voraus, was sich in den muslimischen Milieus zusammenbraut. Die sich links kostümierenden Kultur-Hipster haben nie verheimlicht, wie geil sie die zornigen jungen Männer finden.

Neu ist lediglich, dass die Kundgebungen der Dummheit, des Hasses immer größer und die Verächter von Freiheit und Menschenwürde im Laufe der Jahre immer zahlreicher geworden sind. Gefördert durch Regierungen, die glaubten, es sei eine gute Idee, Islamisten und ihre woken Freunde zu hofieren und zu finanzieren.

Gestern fiel mir beim Aufräumen eine Broschüre von Dirk Maxdeiner und mir in die Hände, erschienen im Jahr 2005. Ihr Titel: „Ist die Linke noch links?“ Wir waren damals nicht die einzigen, die auf den geistigen und moralischen Bankrott eines Teils der Linken aufmerksam machten. Genützt hat es nichts. So gut wie alles, was darin beschrieben und kritisiert wird, läuft heute noch immer in die gleiche falsche Richtung – nur viel schlimmer. Hier ein Auszug aus den Kapiteln „Abschied vom Antifaschismus“ und „Abschied von der Aufklärung“:

„…Die Gemeinsamkeiten beschränken sich nicht auf die Sozial- und Wirtschaftspolitik. „Für Frieden! Gegen US-Kriege!“ plakatiert die NPD. Beide Bewegungen reservieren ihre Friedensliebe jedoch für militärische Aktionen des Westens. Demgegenüber bringen sie großes Verständnis für islamistischen Terror auf. Ganz wie die Neonazis deuten viele Linke den Terrorismus als Verteidigung der moslemisch-arabischen Identität gegenüber dem westlichen Kapitalismus und Kulturimperialismus. Oskar Lafontaine spricht dem klerikal-faschistischen Mullah-Regime im Iran ein Recht auf Atomwaffen zu, mit der Begründung auch Israel habe solche Waffen. Dass die Machthaber im Iran Israel auslöschen wollen und nicht umgekehrt, schein für ihn dabei keine Rolle zu spielen.

Es gehört zu den guten Traditionen der Linken, auf demokratische Freiheiten zu pochen. Doch das einzige Land im Nahen Osten, in dem solche Freiheiten existieren, wird im Namen des „Antiimperialismus“ diffamiert und verleumdet. In einer Weltregion, in der die Menschenrechte von Religionsführern, Militärs, Zivildiktatoren und korrupten Scheichs mit Füßen getreten werden, ist Israel das einzige Land, in dem freie Wahlen, Pressefreiheit, Gewerkschaftsfreiheit und alle anderen Grundrechte garantiert werden. Die Gleichberechtigung der Frauen ist weitgehend durchgesetzt, es gibt keine staatliche Diskriminierung von Lesben und Schwulen, die Justiz ist unabhängig, die Rechtsprechung liberal. Diese in der akademischen Linken so wichtigen Errungenschaften bringen dem Land jedoch keine Sympathie ein. Im Gegenteil: Jassir Arafat, der mörderische, diktatorische und korrupte Palästinenserführer wurde zum Idol der Globalisierungsgegner und Friedensdemonstranten.

„Warum liest niemand die Charta der Hamas oder die Erklärungen der Fatah, in denen diese Organisationen ihre antisemitischen Ziele unverblümt äußern?“, fragt der Berliner Soziologe Michael Holmes in einem Aufsatz über die seltsamen Sympathien vieler Linker. „Warum wird jedes Selbstmordattentat in Europa ausgerechnet zur noch schärferen Verurteilung Israels verwendet? Warum wird gerade in Deutschland der Zusammenhang des 11. September mit der eigenen antisemitischen Geschichte nicht gesehen? Warum werden die größten europäischen Antisemitenaufmärsche seit 1945 ausgerechnet von Globalisierungsgegnern organisiert?“

Historiker und Islamwissenschaftler haben ausführlich beschrieben, dass zentrale Muster des nationalsozialistischen Amerikabildes und seines Antisemitismus vom heutigen Islamismus übernommen wurden. Das nationalsozialistische Regime hat den Islamismus nicht nur durch Waffenlieferungen und diplomatische Hilfe unterstützt, er teilt mit ihm das Zentrum seiner Ideologie. „Den Nazis wie den Jihadisten gilt nicht nur alles Jüdische als böse, sondern alles Böse als jüdisch,“ schreibt Holmes. „Der Kampf der Islamisten gegen die USA speist sich aus demselben antisemitischen Weltbild.“ Und bedauerlicherweise verschließt ein nicht kleiner Teil der Linken die Augen davor und verklärt Terroristen als anti-imperialistische Widerstandkämpfer.

Ganz neu ist das nicht. Bereits während der Studentenproteste der späten sechziger Jahre machte sich ein als Antizionismus getarnter Antisemitismus breit. Wortführer wie Dieter Kunzelmann fluchte unentwegt gegen „Scheißjuden“. Deutsche Terroristen ließen sich von arabischen Judenhassern ausbilden, legten eine Bombe im jüdischen Gemeindehaus in Berlin und entführten ein israelisches Passagierflugzeug. „Die deutschen Achtundsechziger waren ihren Eltern auf elende Weise ähnlich,“ schreibt der Historiker Götz Aly.

Der verständnisvolle Blick auf palästinensische und andere Terrororganisationen, die gemeinsamen Kongresse und Demonstrationen mit Jihadisten, die Blindheit gegenüber deren offenen Bekenntnissen zu anti-humanen Zielen und Methoden, kennzeichnen Tiefpunkte linker Verwirrung. Das Identität stiftende antifaschistische Pathos ist zur Folklore verkommen. In der Vergangenheit ermordete Juden werden zur Dekoration des eignen Edelmuts vereinnahmt. Die lebenden betrachtet man wieder als Störenfriede…

… Seit einigen Jahren greift die Aufklärungsverachtung und der Werterelativismus mancher Linker immer weiter über den Öko- und Esoterik-Bereich hinaus. Eine nicht unerhebliche Strömung bemüht sich eifrig um die Verharmlosung des militant anti-aufklärerischen Islamofaschismus. Das geschieht mitunter auf krudeste Art: Seit dem 11. September 2001 wuchs In Rekordzeit ein ganzes Genre der Verschwörungsliteratur heran. Eine verschworene Gemeinschaft von „Neocons“ steuere ihnen zufolge aus dem Hinterzimmer des Weißen Hauses das Weltgeschehen. Der Glaube einer Verschwörung finsterer Mächte hat sich von einigen Hundert Freaks auf hunderttausende Normalbürger ausgedehnt. Es mag daran liegen, dass bei den Neocons obendrein noch die „amerikanische Ostküste“ im Spiel ist. Die „Weisen von Zion“ lassen grüßen. Die Autoren Broeckers, von Bülow und Co. bedienen diesen Wachstumsmarkt. Und renommierte Verlage und Sendeanstalten bringen ihre Falschbehauptungen unters Volk. Die Verschwörungstheorien nähren sich aus Selbstgerechtigkeit und Ressentiment. Ihr Erfolg zeigt, wie sehr der nun schon zwanzig Jahre anhaltende Esoterikboom die Gesellschaft verblödet hat. Es sind oft die gleichen Leute, die mit düsterer Mine vom „Einfluss der Juden in Washington“ raunen, und im nächsten Augenblick über die Macht der Kristalle, Energiewasser oder ihren Aszendenten dozieren…“

 

Die ganze Broschüre finden sie hier:

Die_Linke