Greenpeace kocht, DER SPIEGEL kellnert

Von Michael Miersch

Immer wenn man glaubt, der Journalismus sei nun vollends auf den Hund gekommen, legt Der Spiegel das Niveau noch ein bisschen tiefer. Ein Artikel unter dem Titel „Die Anti-Windkraft-Bewegung“ erschien am 9.2.2021 und berichtete über ein „Netzwerk von Windkraftgegnern, die als vermeintliche Umweltschützer wohl von der Industrie unterstützt gegen geplante Anlagen klagen, wie eine Recherche von Greenpeace zeigt“. Beim weiteren Lesen stellt sich heraus, dass der gesamte Artikel nichts weiter ist als eine Zusammenfassung dieser Greenpeace-Recherche. Beim eigentlichen Kern angelangt, der Frage welche finsteren Mächte die Windkraftgegner finanzieren, ist dann die Luft raus: „Woher das Geld kommt? Auch die Greenpeace-Recherche kann das nicht beantworten.“ Und beim Spiegel gibt‘s ja leider keinen, der recherchieren kann. Dass die Vernichtung von Hundertausenden Vögeln und Fledermäusen durch die Windindustrie, womöglich auch berechtigte Kritik von Naturschützern hervorruft, kommt der Spiegel-Redaktion genauso wenig in den Sinn wie ihren Souffleuren von Greenpeace. Auch kein Gedanke daran, dass es kein Journalismus ist, wenn man völlig unkritisch eine Recherche von Greenpeace abpinselt. Also von einer Organisation, die selbst ein Energieversorgungsunternehmen betreibt (Greenpeace Energy) und Windstrom verkauft. Was enthüllt der Spiegel wohl als nächstes: Eine BMW-Recherche über die Deutsche Bahn? Was Burger King über den Vegetarierbund herausbekommen hat? Es ist noch Luft nach unten.