Pro-deutsche Demonstrationen

Von Michael Miersch

Neonaziaufmärsche werden jetzt im Deutschlandfunk und anderen seriösen Nachrichtensendungen „pro-deutsche Demonstrationen“ genannt. Nein, kleiner Scherz. Aber es wäre nur konsequent, denn die Demonstrationen von Hamas-Anhängern und Islamisten nennen die Nachrichtenredaktionen stets „pro-palästinensisch“. Wer sich diese Veranstaltungen einmal angesehen hat, fragt sich, wie diese Sprachregelung zustande kam. Denn die größtenteils jungen Männer machen keinen Hehl daraus, für was sie auf die Straße gehen: für die Vernichtung Israels. Daher trifft der im deutschen Journalismus ebenso gebräuchliche Euphemismus „israelkritisch“ ihr Anliegen auch nicht. Seit den 2010er-Jahren scheint irgendwie ausgemacht zu sein, dass es „Hass und Hetze“ nur von biodeutschen Rechtsradikalen geben kann. Menschen mit Migrationsgeschichte sind dazu wohl nicht fähig. Auch das ist eine Form von Rassismus.