Weiblicher Eigensinn

Von Michael Miersch

„Die potente Frau“ ist ein Essay, den Svenja Flaßpöhler bereits 2018 veröffentlichte, auf den ich leider erst jetzt aufmerksam wurde. Es ist ein Aufruf zu mehr weiblichem Eigensinn, zu einem Frausein, das sich der eigenen Stärke bewusst wird, und nicht in einer Opferrolle verharrend nach Schutzräumen verlangt. Flaßpöhler schrieb dieses Buch in der Zeit der #Metoo und #aufschrei Kampagnen und bekam reichlich Gegenwind. Weil sie argumentiert, dass es einen Unterschied gibt, zwischen sexueller Gewalt und Nötigung, und Situationen, in denen Frauen sich dem Willen eines Mannes fügen, weil sie sonst Nachteile in ihrer Karriere befürchten.

Neben den guten Argumenten Flaßpöhlers habe ich zwei Dinge durch dieses Buch gelernt. Erstens: Fast alle Thesenbücher sind viel zu dick. Flaßpöhler überzeugt auf 48 Seiten. Kein Wort zum viel und keines zu wenig.  Zweitens: Wenige Menschen schaffen es, auf dem Höhepunkt solcher Kampagnen wie #Metoo distanziert darüber nachzudenken, was da eigentlich gerade vor aller Augen stattfindet.

Svenja Flaßpöhler
Die potente Frau
Für eine neue Weiblichkeit
48 Seiten
Ullstein, Berlin 2018