Endlich getrennt: Klima und Umwelt

Von Michael Miersch

Worauf einige Naturschützer seit Jahren hinweisen, setzt die Ministerien-Aufteilung der Ampelkoalition in politische Zuständigkeiten um: Klimaschutz und Umweltschutz sind nicht das Gleiche. Es wird ein Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geben und eines für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Damit nimmt die neue Bundesregierung eine gedankliche Differenzierung vor, die in der deutschen Öffentlichkeit längst noch nicht vollzogen ist. Viele Medienbeiträge tun immer noch so, als seien die Ziele der Klimaproblematik quasi identisch mit Umweltschutz. Manche vernebeln den Unterschied aus Unwissen, andere aus energiepolitischem Kalkül. Wind- und Solarindustrie sind nicht nur sehnsüchtig erwartete Klimaretter, sondern ebenso profitgesteuert wie die Öl- und Kohlewirtschaft (oft sind es dieselben Konzerne). Sicherlich: Wenn man an den Untergang durch apokalyptische Erderhitzung glaubt, sind alle Umweltfragen (und auch alles andere) marginal. Doch in der Praxis haben die großen Umweltprobleme recht wenig mit Klimaerwärmung zu tun. Die Verschmutzung von Luft und Gewässern, die vor allem in ärmeren Ländern nach wie vor ein Riesenproblem darstellt, liegt nicht am CO2-Anstieg. Ebenso wenig die vielerorts nicht funktionierende bis nicht vorhandene Müllentsorgung. Das Verschwinden von Tier- und Pflanzenarten ist auch keine Folge der Erwärmung, sondern liegt vornehmlich am Verlust von Naturgebieten, durch die Ausbreitung der Landwirtschaft und an der Übernutzung von Wäldern, Wildtier- und Fischbeständen. Auch auf Deutschland bezogen, leidet die Natur weniger am Klimawandel als an der Intensivierung der Landwirtschaft, wodurch artenreiche Lebensräume wie etwa magere Blühwiesen verschwinden. Andererseits zeigt sich deutlich, dass viele Maßnahmen umweltschädlich sind, die der Abkühlung des Klimas dienen sollen. Warum steht in diesem Vortrag, den ich 2017 in London hielt. Die neue Regierung plant, dass zwei Prozent der deutschen Landesfläche mit Windkraftanlage bebaut werden. Da klingt nach nicht sonderlich viel. Zwei Prozent das entspricht jedoch fast der Gesamtfläche aller Gewässer in Deutschland (2,3 Prozent) oder aller Autostraßen (2,6 Prozent). Der Klimaminister und die Umweltministerin werden also Einiges zu diskutieren haben.